Vier führende Think Tanks begleiteten 2024 erstmals das European Forum Alpbach als Reporting Partner. Ihr Auftrag: zentrale Themen der Tracks Demokratie und Rechtsstaatlichkeit, Wirtschaft und Finanzen, Sicherheit und Klima analysieren und ihre Erkenntnisse teilen.
Unsere Reporting Partner - KONTEXT Institut für Klimafragen (Klima Track), Austrian Institute for European and Security Policy (AIES) (Sicherheits Track), Bruegel - Improving economic policy (Finanzen und Wirtschafts Track), and Europe Jacques Delors (Demokratie Track) - haben die Diskussionen am Forum verfolgt, um die Kernthemen des jeweiligen Tracks einzufangen. Ihre Erkenntnisse dienen dem EFA als Grundlage für die Gespräche am European Forum Alpbach 2025.
„The old world is dying, and the new world struggles to be born.“ – Antonio Gramsci
Der „European Forum Alpbach 2024 Climate Track Report“ des KONTEXT Institute for Climate Matters lädt dazu ein, die Details der beim EFA24 geführten Diskussionen über die notwendigen Maßnahmen zur Sicherung einer nachhaltigen Zukunft zu erforschen. Vor dem Hintergrund der sich zuspitzenden Klimakrise fasst der Bericht die Erkenntnisse der eingeladenen Redner:innen zusammen, die in den Tracks des Forums zu Wort kamen – Expert:innen, Aktivist:innen und politische Entscheidungsträger:innen aus ganz Europa, die sich alle mit der grundlegenden Frage beschäftigten: Wie können wir ein festgefahrenes System verändern, um unsere Klimaziele zu erreichen?
Der Bericht fokussiert sich auf vier Schlüsselthemen: Visionen für eine nachhaltige Zukunft erzeugen, Momentum für den Wandel gewinnen, Branchen verändern und rechtliche Rahmenbedingungen für den Wandel schaffen. Zu jedem dieser Themen analysiert der Bericht den aktuellen Status quo und seine Herausforderungen. Außerdem werden Lösungen für alle Bereiche und Sektoren skizziert.
Echte Fortschritte stoßen auf Resistenz in der Politik, risikoscheue Branchen und bürokratische Verzögerungen trotz des Bewusstseins der Öffentlichkeit. Nehmen wir das Beispiel des Energiesektors: Er kämpft nicht nur mit regulatorischen Hindernissen, denn auch nationale Interessen behindern Europas einheitliches Konzept für erneuerbare Energien. Auf der anderen Seite steht der Wohnungssektor vor der Herausforderung der Dekarbonisierung: Eine ungelöste Frage ist dabei, wie die Kosten gerecht unter den Beteiligten aufgeteilt werden sollen. Der Widerstand, so argumentiert der Bericht, wurzelt oft in komplexen wirtschaftlichen und politischen Interessen, die den Status quo aufrechterhalten.
Wie kann diese festgefahrene Situation nun überwunden werden? „Wir müssen an unserer Vorstellungskraft arbeiten“, betonten mehrere Redner:innen am EFA. Denn Visionen einer lebenswerten Zukunft können wirksamer zum Handeln anregen als Wissenschaft und Daten alleine. Auch die weiteren Argumente der Expert:innen, die in diesem Bericht zitiert werden, fordern uns auf, uns eine blühende, nachhaltige Welt vorzustellen und zu überlegen, wie diese Vision unsere Einstellung ändern könnte.
Eine andere zentrale Erkenntnis des Berichts ist der Gedanke, dass wir mehr distributives Führungsverhalten benötigen. Nur so kann ein System geteilter Macht und Verantwortlichkeit in der Klimapolitik geschaffen werden. Durch den Übergang vom Wettbewerb zur Zusammenarbeit können Industrien effektiv nachhaltige Praktiken einführen und so einen Welleneffekt in allen Sektoren erzeugen. Von Bedeutung ist, dass diese Lösungen keine Pauschal- oder Einzellösungen darstellen, sondern auf kollektiver Verantwortung und schrittweisem Wandel beruhen.
Kritisiert werden in dem Bericht auch die Grenzen der politischen Rahmenbedingungen der EU. Der Green Deal der EU bildet zwar eine solide Grundlage, doch fehlt es ihm an regulatorischer Klarheit, um private Investitionen in grüne Technologien zu mobilisieren. Der Ruf nach grünen Leitmärkten und vorhersehbaren Kohlenstoffpreisen verdeutlicht den von mehreren Redner:innen geäußerten Bedarf an politischen Maßnahmen, um ein langfristiges Engagement fördern.
Die Ergebnisse des Berichts geben uns letztendlich ein Gefühl der Hoffnung, aber auch der Dringlichkeit. Denn um eine lebenswerte Zukunft aufzubauen, sollte nicht auf den großen Sprung gewartet werden. Viel wichtiger ist es, miteinander gemeinsam schrittweise Veränderungen vorzunehmen. Der Bericht kann und soll als Erinnerung und auch als Inspiration für die nächsten Schritte dienen.