Urbane Transformation und Bioregionale Resilienze: der Micro-Macro Deal


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26 Nov., 2024

Im Klimaschutz nehmen Städte eine Führungsrolle ein. Teilnehmer:innen der EFA-Lab-Serie „10x100“ entwerfen eine Strategie, wie das Potenzial großstädtischer Bioregionen genutzt werden kann.

Europäische Städten nehmen bei der zukünftigen Gestaltung unseres Kontinents eine immer wichtigere Rolle ein. Die Wechselwirkung zwischen disruptiven geopolitischen Veränderungen, sozioökonomischen Bedürfnissen und ökologischen Zwängen schaffen eine neue Landschaft - insbesondere, da dicht besiedelte urbane Räume zunehmend mit extremen Überschwemmungen und langen Dürreperioden konfrontiert sind. Gleichzeitig wird die dringende Notwendigkeit der Klimaanpassung an der Schnittstelle von Ernährung, Biodiversität, Wasser und Energie durch schrumpfende Gemeindebudgets und Kapazitäten erschwert.

Im Rahmen der EFA24 initiierte das 10x100 Cities Lab ein transformatives Modell mit dem Fokus auf Stadt-Bioregionen. Es wurde ein umsetzbares Konzept für die Implementierung von Tiny Living Labs entwickelt, die Resilienz und Anpassungsfähigkeit fördern sollen (siehe Beispiele in der beigefügten Dokumentation). Diese Mikro-Innovationen sind flexibel und mit wachsenden Systemen vernetzt, um eine schrittweise Transformation zu ermöglichen, die agil auf sozio-technische und sozio-ökologische Veränderungen reagieren kann:

Tiny Living Labs bieten Forschungsumgebungen, die öffentliche Institutionen im Rahmen ihres Ermessensspielraums erproben können. Als Portfolio von Mikro-Interventionen konzipiert, bilden sie ein Lernnetzwerk von Prototypen, das lokal spezifische Herausforderungen auf verschiedenen legislativen Ebenen und räumlichen Maßstäben (z. B. Nachbarschaft oder Flusssystem) adressiert. Dieses „verdeckte System“ ermöglicht die Entwicklung und Erprobung innovativer Konzepte mit Gemeinschaftsbeteiligung und schafft sichtbare, greifbare Verbesserungen, die öffentliche Unterstützung fördern und das Potenzial für großflächigere Umsetzungen aufzeigen können.

Wachsende Systeme bieten eine Grundlage für diese Mikroarchitekturen, bei denen Modularität und Skalierbarkeit einen evolutionären Ansatz ermöglichen. Dies ist besonders in Bereichen wie der urbanen Landwirtschaft oder dem Wassermanagement entscheidend, da die Fähigkeit zur Ausweitung und Anpassung an die spezifischen Bedürfnisse einer Bioregion eng mit der industriellen Transformation und der Resilienz ökologischer Infrastrukturen verbunden ist. Der Aufbau eines wachsenden Systems erleichtert die schrittweise Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen, beginnend im Kleinen und sich in konzentrischen Kreisen über das gesamte Portfolio ausbreitend.

Dieser duale Ansatz überbrückt nicht nur die Kluft zwischen Mikro- und Makroebene, sondern stellt auch sicher, dass lokale Innovationen in umfassendere regionale Strategien eingebettet sind und so regelmäßig die Anpassung finanzieller und regulatorischer Rahmenbedingungen vorantreiben:

  • Diversifizierung von Finanzstrategien, die nachhaltiges Wachstum und gemeinschaftliches Wohlergehen fördern: Die Initiativen reichen von kleinen Gemeinschaftsgärten, die die lokale Biodiversität stärken, bis hin zu groß angelegten Umgestaltungen urbaner Räume zu nachhaltigen Ökosystemen. Diese Projekte erfordern einen finanziellen Rahmen, der dynamisch und inklusiv ist und Initiativen auf allen Ebenen unterstützt.
  • Erprobung von Governance-Modellen, die sich schnell ändernden Umwelt- und Sozialbedingungen anpassen können: Commons Public Partnerships (CPPs) erweitern traditionelle Public-Private Partnerships (PPPs), indem sie eine breitere Palette von Akteuren der Zivilgesellschaft und der „mehr-als-menschlichen Welt“ in Entscheidungsprozesse einbeziehen, um robustere Ergebnisse zu erzielen.

Diese Grundlage für einen „Micro-Macro-Deal“ wird durch koordinierte Zusammenarbeit ermöglicht und lädt politische Entscheidungsträger: innen, öffentliche Verwaltungen und die Zivilgesellschaft ein, gemeinsam Bedingungen zu schaffen, die Transformation demokratisieren und starke, widerstandsfähige Allianzen über alle Sektoren und Branchen hinweg fördern.

Durch die Kontextualisierung des 10x100-Ansatzes an Orten wie der Stadt Mannheim (Metropolregion Rhein-Neckar) und der Stadt Linz (Oberösterreich) soll gezeigt werden, wie europäische Städte und ihre Regionen Systeme entwickeln können, die mit dem planetaren und gesellschaftlichen Wohlergehen in Einklang stehen.